Wanderer und Bergsteiger

Diese Seite ist ein Ableger der Homepage Bergwandern mit der Bahn. Wie die historische Seite und die Seite über Philosophen schweift sie von der Tourenplanung ab.
An dieser Stelle werden bekannte oder berühmte Wanderer oder Wanderungen vorgestellt. Die Auswahl der Personen ist willkürlich.

Bisher gibt es folgende Texte:
Joseph von Fraunhofer
Karl Carstens
Richard Strauss
Ludwig Purtscheller

IconJoseph von Fraunhofer

Joseph von Fraunhofer, am 6. März 1787 in Straubing geboren, kam 1807 nach Benediktbeuern, wo er bis 1819 in der optischen Fabrik tätig war.

Aus der Biographie von Carl R. Preyß , Stöppel-Kaleidoskop 203, Stöppel-Verlag, Weilheim 1989:

(...)
Fraunhofer war blaß und vertrug kaum Bier. Auf der anderen Seite wird von ausgedehnten Bergwanderungen berichtet, bei denen er zehn Stunden und länger unterwegs war. (...)
Er liebte die Berge (mit Montgelas wanderte er einmal zum Walchensee hinauf). Seine Besuche der Glashütte benutzte er gelegentlich zu Wanderungen - auch an jenem Tag, der sein letzter in Benediktbeuern sein sollte: Da stieg er mit einem früheren Pater des Klosters, Ulrich Riesch, auf die Benediktenwand und ging hinunter in die Jachenau und von dort über den Bergrücken nach Vorderiß. Nach dieser 25 Kilometer langen Tour fuhr er auf einem Isarfloß nach München; dabei überkam ihn ein Schüttelfrost. Er erkrankte und erholte sich nicht mehr.
Nach Fraunhofer sind nicht nur Lokale wie das Fraunhofer in der Fraunhoferstaße in München benannt, sondern auch die von ihm erforschten Fraunhoferschen Linien:
Licht, das durch ein Prisma geht, wird in ein Spektrum aufgespalten. Handelt es sich dabei um das Licht einer Lichtquelle, so entsteht ein Emissionsspektrum. Dagegen ergibt sich ein Absorptionsspektrum, wenn Licht zerlegt wird, aus dem zuvor beim Durchlaufen eines Körpers bestimmte Wellenlängen absorbiert wurden. Das Spektrum des Sonnenlichts ist das bekannteste Absorptionsspektrum. Durch Absorption in der Gashülle der Sonne entstehen die Fraunhoferschen Linien als Unterbrechung im sonst kontinuierlichen Spektrum. Die Linen werden nach Fraunhofer mit Buchstaben bezeichnet. Die Stärksten Linien sind:
(Die Linien A und B entstehen durch Absorption in der Erdatmosphähre)
A  760.8 nm  Dunkelrot
B  686.7 nm  Rot
C  656.3 nm  Rot
D  589.3 nm  Gelb
E  527.0 nm  Grün
F  486.1 nm  Blaugrün
G  430.8 nm  Blau
H  396.8 nm  Violett
K  393.4 nm  Violett
Fraunhofer starb am 7. Juni 1826 an Lungentuberkulose.


zum Seitenanfang

IconKarl Carstens

Karl Carstens, Jurist und Politiker, geboren 1914 in Bremen, war von 1979 - 1984 Bundespräsident. Während seiner Amtszeit durchwanderte er die Bundesrepublik von der Ostsee bis zu den Alpen und kam dabei am 3. und 4. Oktober 1981 auch ins Einzugsgebiet der Homepage Bergwanderungen von München mit der Bahn, als er von Unternogg über Oberammergau und Ettal nach Garmisch-Partenkirchen wanderte. In seinem Buch "Wanderungen in Deutschland" schreibt er:
Unsere letzte Wanderung führte an diesem Tag von Ettal über Oberau durch das Loisachtal nach Garmisch-Partenkirchen. Wir wanderten im Werdenfelser Land, so benannt nach der Burg Werdenfels oberhalb von Garmisch-Partenkirchen. Die Schönheit dieser Landschaft mit ihren weiten Gebirgstälern, Laub- und Fichtenwäldern, lieblichen Almen, plötzlich freistehenden Felswänden und tiefen Bachschluchten unter dem riesigen Massiv der Alpengiganten kann ich hier nicht beschreiben. Das haben im 18. und 19. Jahrhundert viele Dichter getan, zuletzt Ludwig Ganghofer, dessen Spuren wir schon in Kaufbeuren begegnet waren. Viele seiner Heimat- und Wildererdramen spielen im Loisachtal.

Von Ettal aus gingen wir die alte steile Ettaler Chaussee nach Oberau hinunter, wo sich das Loisachtal zu einem Kessel erweitert. Ein Spiel manns- und Musikzug begleitete uns in den Ort, wo uns auf dem Marktplatz Mädchen und Jungen in alten Trachten begrüßten, die meiner Frau ein Gewürzsträußchen überreichten.

Links der Loisach wanderten wir an der Schanze vorbei nach Farchant. Mittagsrast bei Blasmusik, Schuhplattlern und Trachtentänzen. Mädchen in Werdenfelser Trachten bedienten die Wanderer. Wie zuvor Bürgermeister Schleicher in Oberau warnte auch hier Bürgermeister Lidl eindringlich vor der Zerstörung der Werdenfelser Naturlandschaft durch den Bau einer Autobahn.

Mir fiel die große Zahl von Journalisten auf, die uns an diesem Tag ab Ettal begleiteten. Manch einer von ihnen hatte schon an unserer ersten Wanderung von Hohwacht nach Travemünde teilgenommen und wollte auch bei unserem Finale dabeisein. Wie damals hatten wir übrigens auch heute Glück mit dem Wetter.

Über den Philosophenweg kamen wir an Burgrain vorbei an die Stadtgrenze von Garmisch-Partenkirchen. Die Sonne durchbrach die Wolkendecke und schuf ein schönes Bild: vor uns das gewaltige Zugspitzmassiv und unter uns das romantische Loisachtal. Böllerschüsse kündeten von unserer Ankunft, als uns Bürgermeister Neidlinger begrüßte. Auf dem Philosophenweg weiter bis zum Schützenhaus oberhalb von Partenkirchen, von wo aus wir einen prachtvollen Blick auf diese Stadt hatten, die in einem weiten Tal liegend ringsum von Bergen umgeben ist.

Hier empfingen uns Ministerpräsident Strauß und Frau Strauß. Erneut zogen wir, wie schon in Mindelheim, unter den Klängen begleitender Musikkapellen durch die Stadtteile Partenkirchen und Garmisch, deren jeder Bürgerstolz und Geschichtsbewußtsein für sich bewahrt hat. Die Musikkapellen hatten natürlich ihre historischen Trachten angezogen und wurden von Marketenderinnen begleitet, die landesüblichen Schnaps, den Obstler, in kleinen Fässern bei sich trugen.

Karl Carstens starb am 30. Mai 1992 in Meckenheim.

zum Seitenanfang

IconRichard Strauss

Richard Strauss wurde am 11. Juni 1864 in München am Altheimer Eck Nr. 2 geboren. Das Haus wurde 1960 abgerissen. Seine Mutter war eine geborene Pschorr. Strauss war Dirigent und Komponist.
Aus Walter Panofsky, Richerd Strauss, Piper, München, 1965:
Jeden Tag, den Gott werden ließ, spielten Wetterstein, Zugspitze und Karwendel für Richard Strauss die große Alpensinfonie. Er brauchte in seinem Garmischer Heim nur die Vorhänge aufzuziehen, um sie zu vernehmen.

Den Gedanken, einmal eine Bergpartie sinfonisch zu schildern, hatte Strauss schon als Pennäler gehabt. Da war er auf dem Heimgarten herumgeklettert, hatte sich ein wenig verstiegen, war in ein Gewitter geraten und bis auf die Haut durchnäßt worden. Anderntags setzte er sich ans Klavier und stellte die ganze "bis zum höchsten Grade interessante und originelle Partie auf dem Klavier dar. Natürlich riesige Tonmalerei und Schmarrn (nach Wagner)"...

Strauss war nicht der Mann, der einen Einfall, den er für gut hielt, vergaß. Was er je verwarf, wurde aus guten Gründen verworfen; Unvollendetes gibt es nur wenig bei ihm. Und so nahm er dann auch 1914 wieder die Skizzen von 1911 zur Hand und schrieb in genau einhundert Tagen die nahezu einstündige Alpensinfonie nieder.

Der Heimgarten-Wanderung aus den Jugendjahren waren manche Bergwanderungen, vor allem in den bayrischen Alpen, gefolgt. So erkletterte Richard Strauss einmal das Ettaler Mandl: der Reichtagsabgeordnete und Mitstreiter im Kampf um das Urheberrecht, Müller-Meiningen, sicherte seinen Bergkameraden vorsichtshalber mit einem "Kaiwi-Strick". Auf der Starnberger Hütte stand Frau Pauline einstweilen Todesängste um den kühnen Gatten aus. Als dieser, von dem einstigen Kletterpartner Sepp Innerkoflers sicher geleitet, unversehrt bis auf den Sonnenbrand, hochgemut vom Gipfel zurückkehrte, flog sie ihm entgegen: "Richard, Du bist ein Held!"

Richard Strauss starb am 8. 9. 1949 in Garmisch

zum Seitenanfang

IconLudwig Purtscheller

Folgende Kurzbiografie sandte mir Herr Kubalek aus Wien:

Ludwig Purtscheller *6.10.1849 Innsbruck +3.3.1900 Bern. Alpinist und Fachschriftsteller. Zum 100.Todestag

Purtscheller trat mit 16 Jahren als kaufmännischer Lehrling bei der Bleiberger Bergwerkunion in Villach ein und war in den Jahren 1872-74 als Turnlehrer in Klagenfurt und ab 1877 als Turn- und Schreiblehrer an der Lehrerbildungsanstalt und am Gymnasium in Salzburg tätig.

Von Jugend an widmete sich Purtscheller der Erforschung und Erschließung der Alpen. Ihm gelangen eine unüberschaubare Zahl an Erstbesteigungen und Erstbegehungen, so z.B. die erste führerlose Erstbesteigung der "Kleine Zinne" in den Sextner Dolomiten 1884 mit Heinrich Köchlin (1856-1938), Emil Zigmondy (1861-1885) und Otto Zigmondy (1860-1917). Bis zur Jahrhundertwende bestieg er über 1600 Gipfel und darunter ca. 40 über 4000 m. Große internationale Bekanntheit erreichte er als er gemeinsam mit den Brüdern Zsigmondy im Jahr 1885 den Hauptgrad der Meije in der Dauphiné (Frankreich) überquerte.

Im Jahre 1889 leitete Purtscheller gemeinsam mit dem deutschen Forscher H.Meyer eine Ostafrikaexpetion in deren Rahmen die Erstbesteigung des Kilimandscharo (5895m) gelang. Mit dem Deutschen Merzbacher gelangen gemeinsame bedeutende Gipfelbesteigungen im Kaukasus (1891).

Purtscheller war in den beiden letzten Jahrzehnten des 19.Jahrhunderts der beste Kenner der Alpen und er gehörte bis 1885 zu den besten Bergsteigern überhaupt. Ab 1882 gehörte er (mit Unterbrechungen) den Österreichischen Alpenklub (ÖAK) an und wirkte als Leitbild und Altmeister der Bergsteiger über die Grenzen Österreich-Ungarns hinaus. Außerdem verfaßte er zahlreiche Publikation über die Alpen ( z.B. Die Salzburger Kalkalpen, 1893, Über Firn und Eis, 1901 herausgegeben, und zahlreiche Bergtourbeschreibungen).

Am 3.März 1900 starb Purtscheller in Bern an den Folgen eines Bergunfalles am Aiguille du Dru im Montblancmassiv.

Nach diesem Alpinisten ist ein Nebengipfel des Kilimandscharo (Purtschellerspitze) und eine Flechtenart benannt.

Der Erstbesteiger der Kleinen Zinne war der Sextener Bergführer Michel Innerkofler im Jahre 1881.
Vielen Dank Herr Muré.

Lit.:
Csendes P., Das Zeitalter Kaiser Franz Joseph I. Österreich 1848-1918. Das Tagebuch einer
Epoche. Wien, 1989
Österreichisches Biographisches Lexikon Bd.8. Wien, 1983.
Österreichisches Personenlexikon Bd.2. Wien, 1995
Sova P. (Hrsg.,), Alpinismus in Wien. Wien, 1999.

Mag. Johannes Kubalek

Ein Auszug aus dem von Ludwig Purtscheller geschriebenen Buch Über Fels und Firn, Bruckmann München 1987 Alpine Klassiker Band 7:

Wohl kein anderes Gebiet in den Nordalpen dürfte die Möglichkeit zu schöneren und pikanteren Hochtouren bieten, als das noch viel zu wenig gewürdigte Karwendel Gebirge. Der Leser erinnert sich hierbei vielleicht an die kühnen Exkursionen Herrman v. Barths, und an seine oft gar zu drastisch gehaltenen Schilderungen. Wir nehmen die Sache kühler und kommen leicher zum Ziele. Unter den Touren, die ich in der Karwendel Gruppe ausgeführt habe, sei hier eine herausgegriffen, die Besteigung des Hochglück, 2617 m. Die Branntweinhütte in der Eng/Tirol - glücklicherweise noch kein Hotel - ist ein vortreffliches Standquartier für unternehmende Touristen. Berge, so grossartig und wild, wie man sie nur wünschen kann, umstehen hier den Wanderer. Vor allem die in zerissenen Wänden abstürzende Lamsenspitze 2604 m, die Pyramide des Hochglück, die Eiskarlspitze 2601 m und die wie ein Bugspriet vorspringende Spritzkarspitze 2607 m, sämtlich hervorragend durch kühne Formen und prachtvolle Gruppierung. (...)
Nach vierstündiger Wanderung von der Enghütte erreichte ich den mit einer Signalstange gezierten Gipfel. Von einer Aussicht konnte bei den misslichen Witterungsverhältnissen allerdings nicht die Rede sein. Aber eine andere von mir noch nie wahrgenommene Erscheinung erregte in hohem Grade meine Aufmerksamkeit. Auf dem Gipfel zeigte sich nämlich, hervorgerufen durch den grossen Elektrizitätsgehalt der Atmosphäre eine sehr bedeutende elektrische Spannung; das überströmen der Elektrizität machte sich durch ein sehr starkes Sausen, ähnlich dem ausströmenden Dampfe eines Venitles, bemerkbar. Besonders intensiv war dieses Sausen an dem senkrecht aufgepflanzten, eisenbeschlagenen Bergstock vernehmbar. Bei emporgehobenem Arm konzentrierte sich das sausende Geräusch auf denselben, doch entsprechend gemildert. An den Fingerknöcheln zeigte sich diese Erscheinung ohne Unterbrechung, mehr oder weniger deutlich. Leider war es wegen des forttobenden Ungewitters und meiner völligen Durchnässung nicht möglich, weitere Vers uche anzustellen. Auch mahnte das Donnern an den gegenüberliegenden Bergen an die jedenfalls nicht besonders anheimelnde Sicherheit meines Standpunktes. Die Erscheinung hörte auf, als ich mich nur ein paar Meter unterhalb des Gipfels begab, kehrte aber bei dem betreten desselben mit gleicher heftigkeit wieder zurück. Das Sausen begleitete mich auch durch circa 200 Schritte bei dem Abstiege längs des Grates zu der Scharte. Unstreitig ist dieses Phänomen mit dem St. Elmsfeuer verwandt. Dass dasselbe, wie letztes, des Nachts von einer Lichterscheinung begleitet sein wird, ist nicht zu bezweifeln. Jedenfalls dürfte diese Erscheinung einem abergläubisch angehauchten Gebirgskinde mehr eine Beängstigung als ein wissenschaftliches Interesse hervorrufen.

Zum Phänomen des Elmsfeuers:
Bei der Entstehung eines Gewitters reiben Eiskristalle oder Hagelkörner und herabfallende Wassertropfen in den Wolken aneinander. Dabei laden sich die Wassertropfen negativ auf und das elektrische Feld der Erde, daß bei schönem Wetter im mittel 130V/m beträgt, vergrößert sich. An Kanten und (Berg-)Spitzen wird die Feldstärke am größten. Hier wird die Luft zuerst ionisiert und es kommt zu Koronaentladungen, die auch Elmsfeuer genannt werden. Blitze entstehen, wenn die Durchschlagsfeldstärke der Luft (ca. 100000 V/m) überschritten wird, es entladen sich Spannungen von mehreren Millionen Volt. Entlang der Bahn des Blitzes erwärmt sich die Luft schlagartig. Warme Luft dehnt sich aus. Dadurch entsteht eine Druckwelle, die als Donner wahrnehmbar ist. Die bei einem Blitz von 0,001 s Dauer umgesetzte Energie beträgt ungefähr 5000 kWh!

zum Seitenanfang

Impressum:
Diese private Seite (Alle Angaben ohne Gewähr!) von Thomas Müller wurde am 22. Mai 2017 zuletzt geändert. Kritik und Kommentare sind erwünscht.

HTML-check